105km/4400hm
Die Sommerferien starten auch dieses Jahr wieder mit der Teilnahme am SBM in Küblis. Die Ausgangslage für dieses Rennen ist für mich sehr speziell, habe ich doch erstmals die Chance in der Gesamtwertung der IXS Wertung mit einem sehr gutem Rennen das Leadertrikot überzustreiffen…
Samstagmittag Anfahrt nach Küblis mit Family. Treffpunkt mit Odilo ist das Hotel Alpina in Schiers. Pia und die Jungs fahren weiter ins Oberengadin- wir sehen uns morgen in Saas für die Verpflegung. Am späteren Nachmittag fahren Odilo und ich uns in Richtung Küblis ein und holen die Startnummer ab, der Himmel ist schon verdächtig schwarz und kaum im zurück im Hotel regnet es aus allen Kübeln bis in die Nacht hinein- nun wissen wir was auf uns zukommt….Schlammige Trails!
Tagwache um 05.15 Uhr, es regnet nicht mehr, der Himmel noch Wolkenverhangen. Leichtes Frühstück am reichhaltigen Buffet, philosophieren welche Kleider anzuziehen sind, Gilet und Armlinge oder doch nur die Armlinge? Ich entscheide mich für die Armlinge, es soll ja noch schön werden. Abfahrt um 06.45 nach Küblis und sofort einstehen im Startblock- da stehen aber schon gewaltig viele Biker an…na klar, kurze und lange Distanz starten zusammen….viel Stau Richtung Pany. Startschuss um 07.30 Uhr und sofort geht’s ans Überholen was das Zeug hält, ich will an Bärti dran bleiben, denn wir zwei machen heute das Leadertrikot aus- er liegt ca. 1.3 Punkte vor mir, ich muss ihm also ca.6 Minuten abnehmen. Alles läuft nach Plan, bin immer auf Sicht Distanz und das Körpergefühl ist optimal. Dann die Trail-traverse nach St.Antönien, schlammig und nasse Wurzeln-Aufpassen- dann ganz unvermittelt fängt mein Puls an zu rasen und ich kann kaum noch richtig Atmen- was ist los-die Beine werden schlapp und nun geht’s in den langen Anstieg zur Garschina Hütte-wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht. Fahrer um Fahrer überholt mich, dann kommt auch Renato: gahts nid guet Dani ? Ich sage nur solala und könnte schreien und weinen in einem- und Bärti zieht unaufhaltsam weg! Das Rennen ist gelaufen, ich will aufgeben, so hat das keinen Sinn mehr, aber ich habe noch nie aufgegeben, mach weiter. Irgendwie komme ich doch noch zur Garschina Hütte hoch und hoffe nun mich in der langen Abfahrt und der Trage und Schiebepassage bei Frösch zu erholen. Schlecht fühle ich mich da nicht wirklich, nur die Atmung ist immer noch blockiert. Kurz vor Saas queren wir mit Highspeed einen abfallenden nassen Wiesenweg, da verliert mein Vorderrad Grip und blitzschnell liege ich auf der Schnauze- Unglaublich , nun auch das noch- Bike checken- den Lock-out der Gabel hat es abgerissen, die Schaltung links ist lose- sonst scheint alles ok zu sein- ich habe ein paar Schürfungen am rechten Knie- Glück gehabt , trotz allem. Voller Galgenhumor fahre ich weiter runter nach Saas zur Verpflegung durch Pia und die Jungs- nun ist mir alles scheiss egal. An der Reparaturstelle wasche ich mein Bike und Ramon schmiert die Kette- Fabio übergibt mir ein neues Bidon und Pia frägt mich; Schatz wie geht’s ? Sie haben natürlich den grossen Rückstand auf Bärti bemerkt .. ca.10 Minuten. Maus, schlimmer geht’s nimmer, ich kann nur hoffen, denn nun geht’s bereits in den nächsten langen Anstieg hinauf zur Madrisa…Wie soll ich sagen, es klingt unglaublich, aber es scheint als ob der Sturz meine Blockaden irgendwie und auf einmal gelöst hat??!! Ich kann auf einmal mit einer super Kadenz und viel Kraft zur Madrisa hochkurbeln und überhole Fahrer um Fahrer- und nun kommt auch die Hoffnung wieder- never give up- der Jagdinstinkt ist wieder erwacht und schon bin ich in der Abfahrt nach Klosters, wo mich Pia und die Jungs bereits wieder erwarten.“ Maus, wieviel liege ich hinter Bärti?“ ist das erste was ich wissen will- Pia; Renato ist knapp vor dir und Bärti ca. 5 Min. voraus- super, weiter so- wir sehen uns in den Heubergen. Also hinterher, in Richtung Schiefer und tatsächlich, bald schon sehe und überhole ich Renato, im Schlepptau ziehe ich Norbi vom Auerpower Biketeam aus Obwalden mit, dann geht er in die Abfahrt der kurzen Strecke und ich weiter hoch zur Heuberge. Nach wie vor läufts mir sensationell, dann endlich, ich sehe das BIXS-Trikot von Bärti und schliesse schnell auf- wir grüssen uns und sofort ziehe ich durch- mein Ziel ist nun auf einmal wieder realisierbar- das Leadertrikot greifbar- wer hätte das bis Saas noch gedacht. Nun heisst es konzentriert die nassen Wiesentrails zu fahren und in den steinigen Strassen den groben Schlaglöchern so gut es geht auszuweichen um keinen Sturz oder Materialdefekt einzuziehen. Immer wieder ein Blick zurück, Bärti bleibt dran, mehr als eine Minute kann ich bis zur letzten steilen Auffahrt zur Fideriser Heuberge nicht rausfahren. Da steht bereits wieder meine Family. Pia gibt mir eine Flasche Cola- Zucker ist nun sehr gut- super Schatz – Girardi ist nur noch vor dir-bliib draa. Während dem schmiert Ramon die gierende Kette und Fabio verpflegt mich- das ist top Teamwork! Nun gebe ich wirklich noch mal alles und drücke die steile Rampe durch und weiter durch die letzte Schiebepassage hinauf zum höchsten Punkt der Strecke, nehme da das obligate dargebotene Melonenstück der Streckenfrau entgegen und knalle schnell aber kontrolliert runter in die endlos lange und ruppige Abfahrt nach Fideris, ziehe voll durch über die zwei letzten kurzen Anstiege und in die letzte Waldabfahrt hinunter nach Küblis rein ins Ziel- jede Sekunde zählt….
In 6.04 Std. bin ich durch- Rang 2 Herren 3- Overall Rang 21
Fazit: Tot gesagte leben länger, mehr kommt mir für dieses Rennen nicht in den Sinn. Unglaublich, brutal und doch so schön kann Sport sein. Schlussendlich hat mir eine knappe Minute oder 0.3 Punkte zum Leadertrikot gefehlt, aber die Freude über den erkämpften zweiten Rang überwiegt deutlich.
Nun geniessen wir die Sommerferien im Oberengadin.
Dani