116km/3150Hm
Hart, härter – Ultra Bike Marathon 2011
(Original Bericht auf der Black Forest Homepage)
Ausgerechnet die 14. Rekordauflage des Black Forest Ultra Bike-Marathon in Kirchzarten erwies sich am heutigen Sonntag als die extremste aller Zeiten: Denn die 4.779 Starter – 5.174 waren gemeldet – erwartete die wohl fiesesten Umstände: Hagelschauer sorgten in Bärental/Altglashütten für teilweise schneebedeckte Abschnitte. Dazu Temperaturen von gerade mal vier Grad Celsius. Obendrein noch ein heftiger, böiger Wind. Der Schwarzwald zeigte den Teilnehmern des größten Mountainbike-Marathons in Mitteleuropa zum allerersten Mal seine ganz brutalen Seite…
Das als kleine Einleitung zu unserem Wochenende Trip in den Schwarzwald, der Toskana von Deutschland…
Freitagnachmittag holen wir Göttibueb Nico ab und und zwei Stunden später beziehen wir schon die Ferienwohnung auf dem Campingplatz Kirchzarten- heuer endlich mal nicht Zelten und sicher im trockenen wohnen- und in der Nacht setzt schon heftiger Regen ein, ich drehe mich um, schlafe locker und entspannt weiter 🙂
Am Samstagmorgen geht’s mit Fabio und Nico auf den U13 Kids Bike Parcour- eine tolle Strecke und nach mehreren Testrunden hattens die zwei sehr gut im Griff, was sie dann im Rennen am Nachmittag auch toll umsetzten- Gratulation Jungs.
Sonntagmorgen 05.45 Uhr Tagwache, der kritische Blick nach draussen. Der Himmel schwarz und es ist empfindlich kühl. Der Wetterbericht meldet Regenschauer. Ich werde mit Weste und Armstulpen fahren.
Sehr kurzes Einfahren, einstehen im Startblock 2 und mit leichter Verspätung geht’s nach 07.30 Uhr los. Heute lasse ich andere bis zum ersten langen Anstieg Tempo machen. Es dreht prächtig, bringe viel Druck auf die Pedale-so soll’s sein. Das Tempo ist hoch, auf jeder flacheren Passage wird gepusht, doch den Anschluss an die vordersten kann ich nicht halten. Bei Hinterzarten Verpflegung durch Pia und Kids. Kurz vor Titisee dann öffnet der Himmel die Schleusen und es regnet ziemlich stark und es ist unglaublich kalt. Unsere Gruppe verliert die Lust am Fahren, das Tempo fällt zusammen, so setze ich mich ab und bin froh das nun die steilen Anstiege anstehen- so wird’s einwenig wärmer. In den Abfahrten aber dringt die Nässe und Kälte in den Körper, alles zittert, die Daumen sind fast eingefroren und schalten geht nur noch mit den Handballen- es ist sonst schlicht unmöglich die Schalter zu drücken (Tiefsttemperatur 4°C !). Zu allem Übel kommen noch wirklich starke Windböen von allen Seiten die uns versetzen und bergab muss getreten werden. Kein Witz, in einer Kurve fahren wir über Hagel-Schnee..Bei Menzenschwand sehe ich Fahrer die aufgeben- und ich bin auch ganz nahe dran. Dies bei Km 54 und es ist noch nicht mal die Hälfte der Strecke geschafft, so macht es nicht wirklich Spass. Aber einfach so in den Transport-Shuttle sitzen ist auch nicht mein Ding und ausserdem erwarten mich Pia und Kids am Aftersteg „The Wall“. Sie wollen da auch mal die tolle Stimmung erleben- nur bis dahin geht’s noch 30km, also beissen! Wie zum Hohn kommt nun zwischen durch immer wieder die Sonne und heizt angenehm auf, nur um dann umgehend wieder vom Regen abgelöst zu werden. Endlich in Aftersteg angekommen geht’s in die steile Mauer mit lauter Musik und Anfeuerungsrufe der Zuschauer. Mit guter Kadenz kurble ich die Rampe hoch und oben gibt’s Verpflegung durch Pia und Kids. Und immer noch sind es über 30km bis in Ziel. Der schlammige Boden fordert mir als nicht wirkliches Fliegengewicht enorm Kraft ab, doch mit einem jungen Südafrikaner als Zugpferd geht’s noch ziemlich zügig über die letzten Anstiege Knöpflesbrunnen und Hofsgrund in die letzte Abfahrt und endlich ins wohlverdiente Ziel- geschafft.
Zeit 5.15.59, Rang 5 Senioren 2 / Overall Rang 19
Fazit:
Technisch ist der Ultra keine Herausforderung, konditionell hingegen durch das stetige auf und ab schon. So bin ich unter diesen zusätzlichen extremen Umständen mit meiner Leistung sehr zufrieden, auch wenn es am Schluss wieder nicht aufs Podest gereicht hat (die ersten fünf unserer Kategorie Senioren 2 sind innerhalb 2.40 Min. nacheinander ins Ziel gekommen)
Wo ist der Sommer? Mensch und Material schon wieder bis aufs letzte gefordert . Ich hoffe wir werden dafür am Peak Break Mitte Juli mit bestem Rennradwetter verwöhnt.
P.S: Gratulation an meinen Teampartner Hans-Urs, der twenty-niner scheint Kräfte frei zu machen…muss ich mir doch langsam ernsthafte Gedanken bez. 29er machen ??
Danke Meistro Daniele für die Blumen, aber ich denke über kurz oder lang musste du dich halt doch mit Riesenrädern anfreunden. Für gute Tipps stehe ich dir selbstverständlich jederzeit gerne zur Verfügung. Ich habe schon ein paar Tuningmassnahmen an meinem NINER für die Saison 2012 in Planung………….
Zuerst mal der Reihe nach, ich düse voller Motivation und Vorfreude am Samstag in der Früh nach Kirchzarten. Den Kirchzarten ist NINER-Land, keine Rennstrecke ist besser geeignet für einen 29’er. Auf der Autobahn zwar die Ausfahrt „verpennt“, aber was soll’s, viele Wege führen nach Rom. Den 3 Windrädern auf der Bergkuppe sei Dank…………
Ich komme mir zwar vor wie der letzte Mohikaner, da ich noch der Einzig bin, der noch „richtig“ auf dem Campingplatz haust!
Am Nachmittag noch Nico + Fabio beim Kids-Race verbal unterstützt , am Abend mit Dani und Peter in einer feinen Pizzeria die letzten Kohlenhydrate gebunkert. Anschliessend zügig retour zum Campingbus und rein in den warmen Schlafsack.
Leider ist vorderhand nicht an Schlaf zu denken, die lieben Nachbarn (keine Biker) geben erst gegen Mitternacht nach. Kaum herrscht Ruhe, fängt es an zu Stürmen und Regnen. Einermassen gelassen schlafe ich trotzdem doch dann noch ein, für Sonntag ist ja einigermassen gutes Wetter angekündigt.
Am Morgen ist es frisch und die dunklen Wolken hängen verdächtig tief. Ich als Warmduscher bekannt, starte daher mit Knie- und Armlinge, zusätzlich noch mit unserer 66- Weste bewaffnet. Die bewährte ASSO-Regenjacke kommt als Reserve in die Trikottasche.
Der Startblock 3 ist nur zu einem Drittel gefüllt, aber ich denke da noch nichts Böses….
Leicht verspätet geht’s los, ich presche sofort nach vorne um ein gutes „Züglein“ zu erwischen. Leider will sich niemand opfern, daher wird zügig aber nicht „volles Rohr“ gefahren. Die Rettung naht von hinten, 2 Fünfer-Gruppen „CRAFT & Friends“ + „Schauenberg Cross Team“ brausen heran und vorbei – ich sofort hinterher. Die beiden Gruppen legen sich mächtig ins Zeug und unsere Gruppe wird daher immer kleiner. Dumm nur, dass dieser Express bei den offiziellen Verpflegungsposten vorbeizischt. Da geht das 1. Mal gut, beim 2. Mal schaffe ich den Anschluss nicht mehr. Aber trotzdem, vielen Dank an die beiden Teams an dieser Stelle.
Kurz vor dem Titisee fängt das Wetter verrückt zu spielen, kurze Regenschauer wie unter der Dusche lassen die Kälte rasch an den Körper ran. Die Hände werden zum Problem, kein Gefühl und vor allem keine Kraft mehr in den Fingern! Schalten mit dem Daumen unmöglich, mit dem Handballen kann ich die Gänge noch reindrücken – so etwas habe ich noch nie erlebt. Also versuche ich halt so wenig als nötig zu schalten, der Umwerfer für die 3-fach-Kurbel brauche ich nur in Notfällen. In einer steilen Rampe bei Menzenschwand (km 55) muss ich den kleinen Kranz vorne auflegen, mit beiden Daumen geht’s doch noch mit Ach und Krach. Ohhhh Scheisse – Kettenklemmer, runter vom Bike und mit klammenden Fingern nachhelfen und sofort weiter.
Kurz vor Todtnau (km 75) empfängt uns ein Hagelschauer begleitet mit Sturmböen! Was soll den dass – Da war ich verdammt nahe am aufgeben dran, ich gebe es an dieser Stelle gerne zu. Der Bidon aus dem Halter zu nehmen mit so kalten Finger, vergiss es – keine Chance. Geschweige den Riegel oder Gel’s mit den Händen zu öffnen……….., mit Mühe ging’s mit dem Mund. Zum Glück hatte ich SPONSOR-Gel’s mit Drehverschluss dabei, aber ich musste immer anhalten um diese zu öffnen.
Plötzlich wird auch das Bremsen zu Problem, zum Teil bin ich die Abfahrten reingefahren ohne je einen Finger an der Bremse zu haben – Scheissgefühl! Aber mit so kalten Fingern spürst du überhaupt nichts mehr. Zum Glück war der „Geist“ immer wach und die Motivation immer auf einem gesunden Level.
Bei der nächsten Verpflegungsstelle bin ich einfach nur rangefahren, ich war nicht mehr in der Lage etwas mit den Händen zu greifen. Zum Glück hat mich eine Helferin sofort im Empfang genommen und mir heisse Suppe und Tee gereicht. Sogar die Banane hat sie für mich geschält! Ganz, ganz herzlichen Dank an dieser Stelle an meinen persönlichen „Rettungsengel“, pardon Dame und alle anderen Helfer, die bei diesem Sch…..-Wetter für uns stundenlang im Regen ausgeharrt haben!
Da ich die ganze Zeit sehr gute Beine gehabt habe, war meine Motivation, resp. Moral nie wirklich im Keller. Die Durchgangszeiten stimmten mich trotz Schnuddelwetter zuversichtlich, das Rennen um 6 Stunden zu absolvieren. Ab ¾ der Distanz kommt das Gefühl in den Fingern wieder langsam retour und so konnte ich auch noch die letzten Körner für den „Endspurt“ abrufen. Die letzten Abfahrten mit vollem Tempo runtergedüst, aber mit einem NINER macht dies mächtig Spass. Bei den griffigen Verhältnissen im Schlussteil vom Rennen fährt sich ein 29’er wie fast von alleine: super kontrolliert aber trotzdem sehr schnell und effizient!
Nach sicherlich über 200 Schlammpackungen, 4 Kaltwasserduschen und 1 Hagelschauer komme ich nach 05:54 komplett auf den „Felgen“ ins Ziel. Ich bin ausserordentlich zufrieden mit meiner Leistung, wenn man die äusseren Umstände in Betracht zieht. Dass es nicht zu einer neuen Bestzeit reicht, habe ich schon kurz nach dem Start bei den ersten schlammigen und daher sehr kräftezehrenden Waldpassagen gewusst. Aber meiner Motivation hat dies überhaupt nicht geschadet.
Rangmässig komme ich mir vor wie ein Gewinner: In der Gesamtwertung 88. von total 865 Fahrer auf der Ultradistanz, in meiner Kategorie sogar 34. von 369 Teilnehmer! In den ersten 10 % der Rangliste, immer ein (Wunsch)-Ziel von mir…….
Einfach genial und dass als bekennender Warmduscher, resp. Schönwetterfahrer! Die ist rangmässig das Beste bis anhin je erzielte Resultat in meiner doch schon fast 15-jährigen „Rennkarriere“.
Das Experiment 29’er hat sich ebenfalls bestens ausgezahlt, ich fahre nicht extrem besser, resp. viel schneller runter, aber dafür sicherer, entspannter und daher extrem effizient.
Kirchzarten 2011 wird mir ewig in positiver Erinnerung bleiben!
Hans-Urs