101km/3600Hm
Wie die Jungfrau zum Kind
Mit dem IRB Einsiedeln geht die Marathonsaison 2012 bereits wieder zu Ende. Lange habe ich mit der Anmeldung zugewartet. Zum einen, weil die Nachwehen vom O-Tour Sturz doch heftiger waren als angenommen und zum anderen waren die Wetteraussichten lange nicht sehr viel versprechend.
Wie im letzten Blog angekündigt, wollte ich vermehrt aufs Bike sitzen und meine Bike-Fahrtechnik etwas auffrischen, doch eine Muskelzerrung im Rücken vom O-Tour Sturz behinderte zu stark- ich konnte nur rechts vom Bike auf-und absteigen. Dank den täglichen Reiki-Behandlungen von Pia fühlte ich mich aber fit genug um den Saisonabschluss nicht zu verpassen.
Da es mehr oder weniger den ganzen Samstag in der Zentralschweiz teils heftig regnete, konnte mich auch die Wetterprognose für den Renntag mit Föhn und Sonnenschein nicht begeistern- die Trails werden schlammig und schmierig sein- ganz und gar nicht meine Verhältnisse.
Unterkunft im Hotel Bären Einsiedeln, ein Einzelzimmer mit einem Bett für eher kleinwüchsige Pilger oder grosse Sünder?? Also Matratze auf den Boden und es wurde trotzdem Morgen…Tagwache um 06.00 Uhr und es regnete nicht mehr. Das gewaltig schöne und umfangreiche Brot Buffet leider kaum ausgekostet. Kurzes obligates Einfahren bei den Skischanzen und ab in den Startblock. Nach dem Bikersegen durch den Pater geht’s um 08.30 Uhr los. Mit Vollgas im Pulk bis zur Teufelsbrücke, und wie jedes Jahr mit haarigen Situationen, dann in die ersten zwei Anstiege und es wird ruhiger. Meine Beine drehen, der Rücken hält, weiter so. Die Wiesen –und Waldtrails bis nach Willerzell nass, schmierig- ich fühle mich sehr unwohl, beanspruche für mein Gutdünken immer wieder viel, zuviel Glück, dementsprechend unsicher fahre ich auch. Verpflegung durch Pia und Jungs in Willerzell, aber nicht ohne Ramon noch zum gestrigen 2.Rang am U-16 Mille Gruyere 1000m Final in Aarau zu gratulieren- sackstark. Weiter hoch zur Sattelegg und nach ca. 1.5 Std. macht sich die Rückenzerrung negativ bemerkbar, die rechte Seite wird steif und schmerzt- positiv bleiben. Die Schlammpassage nach Büel laufe ich fast komplett runter, ich habe echt schiss da runter zu fahren- Bruno zeigt mir wie`s gehen würde. Im Eutal stehen bereits wieder Pia und Jungs- Verpflegung und Brillenwechsel. Kurze Konversation; Maus- ich habe gröbere Rückenschmerzen, ich hoffe es wird nicht noch schlimmer. Weiter über Wisstannen und runter nach Oberstuden. Mit Martin fahre ich Ablösungen über die Fläche nach Oberiberg, da nochmals Verpflegung und Kettenschmierung durch Ramon. Der Rücken fast steif aber er hält, kann nicht mehr den gewohnten Druck auf die Pedale bringen- durchhalten. Nun geht’s ans Eingemachte, die steilen Rampen und Tragepassagen hoch zum Spierstock sind zu nehmen. Anscheinend bin ich nicht der einzige, der heute nicht den besten Tag eingezogen hat, hole einen starken Kategorienkonkurrenten ein und kurz vor dem Adlerhorst bin ich sogar an Hansjürg dran, kaum zu glauben. Bis oben zum Bergpreis Spierstock kann ich ihn leicht distanzieren, doch in den anschliessenden Abfahrten bis zur Holzegg, welche ich wieder sehr unsicher fahre, holt er mich ein und lässt mich umgehend stehen. Die Holzeggpassage ist für mich unfahrbar, sogar zu Fuss extrem rutschig- irgendwie komme ich runter, aber Hansjürg ist weg. Dies beunruhigt mich aber gar nicht, obwohl ich längst nicht die gewohnte Leistung abrufen kann muss er für seine Verhältnisse einen ganz schwachen Tag eingezogen haben. Bald schon sehe ich ihn wieder vor mir und vor dem allerletzten Anstieg hoch zum Strichen bin ich an ihm dran und ziehe durch, so gut es nur irgendwie noch geht. Was ich heute unter diesen Umständen kaum für möglich gehalten habe kann nun tatsächlich Wirklichkeit werden- der dritte Kategoriensieg am IRB ist in Reichweite, das setzt nochmals Kräfte frei, mit hoher Kadenz würge ich mich die letzen 200Hm hoch, immer wieder ein Blick zurück- er kommt nicht mehr nach. Endlich oben, die allerletzte nasse Asphalt Abfahrt nehme ich ohne Risiko in Angriff (viele sind hier noch gestürzt) und die Zieleinfahrt über den Klosterplatz wird zum Genuss- Unglaublich
Im Ziel in 5.19Std. H3 Rang 1/ Overall 31, iXS Gesamtwertung Rang 8
Fazit:
Wie die Jungfrau zum Kind- so fühlt sich dieser Sieg für mich an. Wer hätte gedacht, dass gleich alle in der iXS Wertung vorne platzierten Fun3 Fahrer nicht ihren besten Tag einziehen werden und ich reüssieren kann/darf.
Dafür sind uns Fahrer ganz nahe auf die Pelle gerückt welche üblicherweise mehr Zeit verlieren, aber offensichtlich mit diesen sehr anspruchsvollen Verhältnissen besser zurecht kommen.
Die Saison nach langer Durststrecke und unter den speziellen Umständen wieder mal zuoberst auf dem Podest abschliessen zu können fühlt sich einfach genial an.
Vielen Dank an Pia, Ramon und Fabio für die sensationelle Unterstützung während der ganzen Saison.
Nun freue ich mich auf ausgedehnte Bike-Touren ohne Startnummer, zusammen mit Teamkamerad Hans-Urs, der nach auskuriertem Schlüsselbeinbruch endlich wieder aufs Bike darf.
Dani