Cycling for all Einzelzeitfahren SM Roggliswil
22.5km/250Hm
Ein Traum wird wahr
Die letzten zwei Tage galten der Erholung vom BergiBike und lockerem fahren und angewöhnen auf dem Zeitfahrrad. Bereits am Dienstagabend alles Material bereit gestellt und überprüft-das sollte passen.
Mittwochmittag heim von der Arbeit, Rennrad und Zeitfahrvelo verladen- kurzer Kontrollblick, da trifft mich fast der Schlag- Platten am Scheibenrad- nachpumpen- Luft entweicht innert Sekunden- durchschnaufen, nur keine Hektik- die Zeit ist verdammt knapp um den Collé zu wechseln, Hinfahrt und Strecke abfahren- ich entscheide mich mit dem 85mm Aerolaufrad zu fahren- nicht optimal, aber besser als gar nichts-Kopfsache!
In Begleitung von Pia geht’s nach Pfaffnau- Startnummer, Chip und Informationen zur Strecke holen. Pia montiert die Inliner und geht auf die Strecke- ich schwinge mich auf das Rennvelo und fahre die Strecke ab, während dem die Elite startet um 2 Runden zu absolvieren- wieder hat es teils heftige Windböen. Dieses Jahr fahren wir eine große Runde, Roggliswil via St.Urban, Balzenwil, Vordemwald, Pfaffnau und zurück nach Roggliswil und gemäss Höhenprofil sind die letzten 8km immer ansteigend- also hinten raus musst du auch mit schmerzenden Beinen noch zusetzen können.. Cancellara Fäbu kommt daher gebraust- was für eine Kraft.
Zurück beim Auto- Gel rein, Schuhe und Velo wechseln, Aerohelm auf und nochmals kurz und heftig einfahren.
Start um 16.22 Uhr mit der Nummer 224 im Minutentakt auf eine Runde- rauf auf die Rampe- viele Zuschauer-Countdown-auf der grossen Scheibe knalle ich los auf die leicht ansteigende Gerade aus dem Dorf-sofort über der Schwellenleistung- die Beine noch etwas zickig, fühlt sich aber an, als würden sie sich ans Laktat gewöhnen und noch ganz aufgehen- in die super schnelle Abfahrt und rein in den 150m Gegenhang- rechts links um den Hof- runter- scharf rechts- scharf links- lange Gerade nach St.Urban, Kopf ganz tief und maximal Druck auf der Kurbel- rechts weg und jetzt wird’s für die nächsten 5km bis Balzenwil brutal hart.
Kontinuierlich ansteigend und willst du schnell sein, dann nur auf der grossen Scheibe, immer an der Schwelle oder leicht darüber…hier hole ich die 223 ein- kurze heftige Rampe hoch zum Dorf Balzenwil auf die lange leicht fallende Gerade mit Highspeed- 53/11 bis 65km/h auf die 90° Kurve zu- da steht ein Auto in der Kurveneinfahrt-der Zivildienstler fuchtelt wild mit den Armen-ich fliege heran- bin abgelenkt und verpasse prompt den Bremspunkt-blockierendes Hinterrad- Bike aufrichten um nicht zu stürzen-Vollbremsung-über die Kurve hinaus und gerade noch vor dem Grasabhang im Stillstand herumreißen-Vollgepumpt mit Angst, Stress und brutaler Wut wieder hochbeschleunigen auf die 4km Gerade- ein Blick zurück, die 223 ist fast wieder ran gekommen-drücken was geht- nun scharf rechts weg auf die letzten entscheidenden, mit kurzen Rampen und starken Richtungswechsel gespickten 8km- all out- Laktat und Puls auf Anschlag fresse ich jede Kilometerangabe- längst kann ich die Rampen nur noch auf dem 39er Blatt bezwingen- endlich die Flamme Rouge und mit trockenem und weitaufgerissenem Mund über die Ziellinie in 32.48.77- ausfahren und zurück ins Ziel, was ist die Zeit wert??
Pia kommt mir jubelnd entgegen; du bisch zweitä wordä- genial- Overall oder in der Kategorie? Der Speaker klär mich auf- Overall Rang 2 mit knappen 5.5 Sekunden Rückstand, Master2 Rang 1 –
Halte dich bereit für die Flower-Zeremonie in 15 Minuten- Unglaublich
Fazit:
Material ist wichtig- Konditionell stark sein ein Muss, Mental positiv zu sein und zu bleiben aber schlussendlich das entscheidende etwas- es fängt im Kopf an – so genug Philosophie und missionieren.
Eine sensationelle und würdige SM Strecke- konditionell und fahrtechnisch extrem selektiv.
Leider ist es nicht immer möglich eine Strecke total abzusperren und so wird es auch immer wieder ungeduldige Verkehrsteilnehmer geben, welche Anweisungen der Streckenposten ignorieren-Schwamm drüber.
Die Durchführung der Flower-Zeremonie durch offizielle Vertreter der Schweizermeisterschafts-Organisation mit Ehrendamen (die hatte wohl nicht so Freude an meinem 3Tage Gestrüpp im Gesicht) würdigte auch uns Hobby Fahrer und unsere Leistung absolut glaubwürdig und beim Klang der Schweizer Nationalhymne wurde mir ganz anders-sehr emotionale Gefühle und Stolz kamen auf- ein lang gehegter Traum ist wahr geworden.